Mit Begeisterung haben wir die dreiteiligen ZDF-Fernsehfilme "Ku´damm 56" und "Ku´damm 59"
gesehen, bei denen viele Erinnerungen an unsere Jugendzeit geweckt wurden.
Wir haben bei uns ein Büro-Szenario aufgebaut, das an die Epoche der 50ziger und 60ziger Jahre
erinnern soll.
Mit den folgenden Texten beschreiben wir, zum Teil mit Bildern, die einzelnen Gegenstände auf
dem Schreibtisch.
Die Reiseschreibmaschine Erika:
Die Reiseschreibmaschine Erika Nummer 5 wurde von der Aktiengesellschaft A.-G. vorm. Seidel
& Naumann in der Schreibmaschinenfabrik in Dresden etwa 1934 hergestellt. Schon 1910 bean-
tragte Seidel & Neumann den Schutz des Markennamens "Erika", den die einzige Enkeltochter des
Firmengründers trug, für Schreibmaschinen beim Kaiserlichen Patentamt.
Meine Mutter hatte 1935 diese Schreibmaschine gekauft und konnte als ehemalige Büroangestellte
auf dieser Schreibmaschine die Geschäftsbriefe, die Angebote und die technischen Berichte für
meinen Vater schreiben, der Inhaber der "Deutschen Apparategesellschaft" war.
Das Röhrenradio Type 3040M von Grundig:
Das mit einem Gehäuse aus Teakholz ausgestattete Radio aus dem Jahre 1964 ist von der
Firma Grundig. Der Ovallautsprecher befindet sich auf der linken Radioseite und strahlt
einen erstaunlich guten Klang bei Musiksendungen auf UKW ab.
Über die technischen Einzelheiten von diesem Röhrenradio berichte ich auf meiner Web-Seite
mit der Radio-Dokumentation .
Die Bürolampe:
Die Tischlampe, die auch Bankerlampe genannt wird, liefert ein blendfreies Licht beim Schreiben
auf der Schreibmaschine.
Der Bleistiftanspitzer mit Kurbel:
Das Besondere bei derartigen Bleistiftanspitzern mit Kurbel besteht darin,
dass der Bleistift zentrisch geführt wird und damit einwandfrei angespitzt wird, wie die folgende
Nahaufname zeigt:
Der Aschenbecher mit Drehteller:
Auch meine Eltern hatten damals in den 50er Jahren einen solchen Aschenbecher.
Da mein Vater, mein Onkel Georg, Tante Käte und Tante Inge Kettenraucher waren, z.B. auf einem
Geburtstags-Kaffeetrinken bei meinen Eltern, konnte man sich nur wundern, wenn der Aschenbecher
bald voll war und der Drehteller beim Herunterdücken keine Rotation zeigte. Oft mußte ich damals
noch als Schüler den Aschenbecher in der Küche über dem geöffneten Mülleimer leeren. Am nächsten
Tag hatte dann meine Mutter noch den verchromten Drehteller vom Aschenbecher mit Brennspiritus
gereinigt.
Das Tischfeuerzeug:
Das etwas klobig aussehende Tischfeuerzeug CRONEX 3000 war nicht für die Damenhandtasche gedacht,
sondern konnte mehrere Tage mit der großen Benzinfüllung Verwendung auf dem Schreibtisch finden.
Die Zigarettenschachtel:
Zahlreiche Zigarettenfabriken produzierten Filterzigaretten in rechteckigen flachen Schachteln.
Im Bild mit Ute sieht man die Marke Peter Stuyvesant.
Andere Marken waren Muratti Gentry, Reemtsma Gelbe Sorte, Reemtsma ERNTE 23, Lord EXTRA,
Batschari MERCEDES reine Sorte und Mokri.
Der Typenreiniger und Tipp-Ex:
Mit der gummiartigen Knetmasse aus Naturkautschuk bestand die Möglichkeit, die Typenhebel der
Schreibmaschine von Druckerschwärze und Stoffresten vom Farbband zu reinigen. Nach dem Gebrauch
sieht man deutlich, wie die Druckerschwärze aus den Typen an der Knetmasse hängen bleibt.
Die Tipp-Ex-Blättchen mit dem weißen Farbpulver auf der Rückseite konnten einen falsch
geschriebenen Buchstaben auf der Schreibmaschinenseite löschen.
Man betätigte dazu die Taste "Rücktransport", schob das Tipp-Ex-Blättchen über den zu löschenden
Buchstaben und schlug dann den falschen Buchstaben auf der Tastatur noch einmal an. Das weiße
Farbpulver hat den Buchstaben unsichtbar gemacht.
Der Stenoblock mit Bleistift und Radiergummi:
Stenografie ist eine aus einfachen Zeichen gebildete Schrift, die schneller als die herkömmliche
"Langschrift" geschrieben werden kann und es ermöglicht, in normalem Tempo gesprochene
Sprache mitzuschreiben.
Während ihrer kaufmännischen Ausbildung besuchte Ute in den Abendstunden das Institut für
Welthandelssprachen und rationelle Büroarbeit in Mannheim. Das Prüfungszeugnis im Lehrgang
"Stenografie und Eilschrifteinführung" sah von der 15-jährigen Ute wie folgt aus:
Am Ende eines weiteren Lehrgangs "Stenografie für Fortgeschrittene" erhielt Ute die Gesamtnote "gut".
Schriftproben in Schreibschrift, Steno und Schreibmaschinenschrift:
Die Anrede in Geschäftsbriefen lautet in Schreibschrift:
In Stenografie für Anfänger sieht diese Anrede wie folgt aus:
Erfahrene Sekretärinnen schreiben den Text dann als Kürzel in Steno:
Die Schriftprobe nun mit der Schreibmaschine Erika:
Auf einer mechanischen Schreibmaschine, wie z.B. die von der Firma Adler aus den 60ziger Jahren,
hat Ute während ihrer Berufstätigkeit in einer Firma für Telefonanlagen viel geschrieben.
Jahre vorher hatte Ute wieder in den Abendstunden die Mannheimer Sekretärinnenakademie
besucht und dort den Lehrgang in "Maschinenschreiben für Fortgeschrittene" belegt. Ihre
Fertigkeiten "10 Minuten à 180 Anschläge" wurden mit "gut" benotet.
Eine wesentliche Verbesserung bei den Schreibmaschinen war dann in den 70ziger Jahren die
Einführung der elektrischen Schreibmaschinen:
Mit einem leichten Andruck der Typentasten wurde mit Hilfe eines elektrischen Kontaktes unter
jeder Taste der Typenhebel mit einem Magneten angezogen und schlug mit gleichbleibenden
Andruck auf die Papierwalze. Das Schriftbild von diesen elektrischen Schreibmaschinen zeigte
eine sehr gleichmäßige Farbgebung.
Im Jahre 1968 habe ich mir von meinem verdienten Geld als Hilfsassistent die orangefarbige
Olympia-Schreibmaschine gekauft und ein Jahr später meine Diplomarbeit darauf geschrieben.
Das Schriftbild vom Titelblatt meiner Diplomarbeit zeigt das nächste Bild:
Wenige Jahre später wurde von IBM die Kugelkopfschreib-Maschine herausgebracht. Die Schrift
sah wie gedruckt aus.
Der Siegeszug der IBM-Kugelkopfschreibmaschine in den Sekretariaten der Industrie war unge-
brochen. Eine Freundin von Ute berichtete uns kürzlich, dass sie in den 70er Jahren bei einem
Einstellungstermin auf der im folgenden Bild dargestellten Kugelkopfschreibmaschine
eine Schreibprobe zeigen sollte. Da sie noch nie auf einer IBM Kugelkopfschreibmaschine Executive
geschrieben hatte, schlugen am Anfang der Schriftprobe viele Buchstaben doppelt an. Wie peinlich !
Dann aber, ab der dritten Zeile, konnte sie mit kurzen und gleichmäßigen Tastendruck auf der IBM-
Maschine schnell und fehlerfrei weiterschreiben.
Das schwarze Wählscheibentelefon von der Firma Telefonbau und Normalzeit (T&N) mit schwarzer Erdtaste
auf der rechten Seite wurde in den 50er Jahren gebaut.
Auf der Wählscheibe ist das Logo von T&N zu sehen, das 1935 eingeführt wurde. Dieses Logo war in den
50ziger Jahren auch auf den großen Normalzeituhren auf den Bahnhöfen zu sehen.
Ute hat in der Zeit von 1956 bis 1959 bei Telefonbau und Normalzeit in Mannheim eine Lehre als
Industriekaufmann absolviert. Der Briefkopf von ihrem Zeugnis zeigt ebenfalls das T&N-Logo:
Auch Ute's Schwager Reinhard hat seine Berufslaufbahn mit einer Lehre bei T&N in Bielefeld begonnen.
Nach einigen Praxisjahren im Großanlagenbau für Nebenstellenanlagen-Technik und seinem anschließenden
Studium an der Fachhochschule in Bielefeld, übernahm er die Montageleitung bei T&N in den technischen
Büros Konstanz und Singen.
Die Baugruppen auf der Grundplatte zeigt das folgende Bild:
Das schwarze Wählscheibentelefon W 48 wurde bis Ende der 60ziger in großer Stückzahl verkauft.
Der Schaltplan vom W 48 sieht wie folgt aus:
Bevor ich anhand des Schaltplanes die Funktionsweise vom W 48 beschreibe, sollte man einen
Blick auf die Innenseite der Wählscheibe werfen: Dort befindet sich der Nummernschalter.
Die Kurzbezeichnungen der Schaltkontake sind Abkürzungen für:
nsi = Nummer-Schalter-Impuls-Kontakt
nsa = Nummer-Schalter-Arbeits-Kontakt
nsr = Nummer-Schalter-Ruhe-Kontakt
Eine sehr ausführliche Beschreibung des Nummernschalters
findet man im Internet bei Wikipedia.
Nun Einzelheiten zum Schaltplan:
Das grüne Tastentelefon wurde ab Mitte der 70ziger Jahre angeboten.
Mit einem Bildbearbeitungsprogramm kann das farbige Bild von der Digitalkamera in ein schwarz-
weißes Foto umgewandelt werden.
Bei alten Abzügen wird der Schwarz-weiß-Anteil durch UV-Strahlung bräunlich und das Weiß
auf dem Papier mit der Zeit gelblich-cremig. Die meisten Abzüge, die 60 Jahre und älter
sind, zeigen diesen Sepia-Charakter.
Heutzutage ist bei Digital-Kameras normalerweise ein entsprechender Modus vorhanden. Viele
Bildbearbeitungsprogramm ermöglichen ebenfalls, diesen Sepia-Effekt im Nachhinein anzuwenden.
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